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Über Tschechien nach Polen

»Sabbato« - ein kurzer Rückblick...

Wer unseren Blog regelmäßig liest, kennt mich ja bereits. Ich bin »Sabbato«, ein kleiner Reiseelefant aus der Familie der Schleichtiere und begleite die beiden auf ihrer Europareise. Acht Länder in zwei Etappen liegen bereits hinter uns und es gab jede Menge zu berichten. Über Ostern waren wir nun zu Hause und haben allerhand erledigt: Zeit mit Familie und Freunden verbracht, um Haus und Garten gekümmert und allerhand Alltagsdinge erledigt. Ich habe alles von meinem angestammten Platz auf der Küchenkommode aus beobachtet. Martin war auch eine Woche mit einem Freund auf Angelurlaub in Italien. Leider durfte ich nicht mit, aber es soll richtig toll gewesen sein. Wer Näheres wissen möchte, kann ihn gerne fragen. Auch ein neues Album mit eigenen Liedern soll im Keller-Tonstudio entstanden sein. Jedenfalls sah ich immer wieder Musiker/innen aus und ein gehen. Das ist aber alles noch TOP SECRET. Nun geht es in die dritte und letzte Etappe der Sabbatjahr-Reise. Diesmal geht es mit dem VW-Bus Richtung Norden. Die Route führt zunächst über das Weinviertel in Österreich und Tschechien nach Polen. Ich wünsche Euch allen viel Freude beim Lesen und Fotos schauen. Ich hoffe, wir sehen und hören uns wieder.

»Poysdorf«

Unser erster Halt ist in »Poysdorf« im österreichischen Weinviertel. Ein kleiner, überschaubarer Campingplatz an einem Badesee und außer uns ist kaum jemand da. Wir schlagen wie gewohnt unser Camp auf und entschließen uns spontan zu einer kleinen Fahrradtour durch das hügelige Hinterland. Es geht bei sonnigem Wetter vorbei an Weinbergen und mitten durch einen Windpark. Wir müssen zweimal hinsehen, als wir plötzlich an einer Straußenfarm vorbeikommen. Die großen, langhalsigen Tiere interessieren sich allerdings kein bisschen für uns. An einem Lädchen am Straßenrand gibt es Straußeneier zu kaufen, für die wir allerdings aktuell keine Verwendung haben. Abends gibt es einen obligatorischen Einkehrschwung beim »Heurigen«. Speis und Trank sind hervorragend. Zu einer deftigen Jausenplatte gibt es den »Saurüssel«, einen frischen Weißwein. Vier verschiedene Bedienungen umschwärmen uns immer wieder fürsorglich, ohne sich jedoch gegenseitig abzusprechen. Das verschafft uns zwei verschiedene Desserts und eine Runde auf´s Haus. Leiwand!

»Kromeriz« in Tschechien

Eigentlich wollten wir in Österreich noch tanken, doch ehe wir uns versehen, passieren wir bereits die nächste Ländergrenze. Wir sind in Tschechien. Wir fahren über Nebenstraßen, durchqueren kleinere Ortschaften und decken uns unterwegs noch mit tschechischen Kronen ein. Nach ungefähr zwei Stunden erreichen wir die Stadt »Kromeriz«. Das kulturelle Highlight des Tages ist der Besuch im nahegelegenen »Film Legends Museum«. Wir bestaunen die detailgetreuen Nachbildungen bekannter Filmschauspieler/innen und Fantasiefiguren aus verschiedenen Genres. Da werden Erinnerungen wach: STAR WARS, HARRY POTTER, HERR DER RINGE, BATMAN, AVATAR und vieles mehr. Wo ist mein Laserschwert? Die sehenswerte Innenstadt erreichen wir dann nach einem halbstündigen Fußmarsch. Die Stadt an der Morava (March) sollte einst nach dem 30-jährigen Krieg Wien Konkurrenz machen. Karl II, seinerzeit Bischof und Spross eines sehr reichen Geschlechts, hatte ehrgeizige Ziele. Der riesige barocke Schlosskomplex, die Kirchen und Bürgerhäuser rund um den Hauptplatz sowie die wunderschönen Gartenanlagen zeugen noch von seinen Bemühungen. Wir besuchen ein altehrwürdiges Caféhaus, schlendern über die belebten Einkaufsstraßen im Zentrum und werfen einen Blick in die prächtigen Parkanlagen. Leider ist es ein wenig regnerisch, so dass wir uns bald wieder auf den Rückweg zum Auto machen. In der Nähe finden wir für die nächsten beiden Tage einen urigen Campingplatz, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen.Wer einmal in Tschechien ist, muss unbedingt ein gutbürgerliches Gasthaus besuchen. Gesagt, getan. Wir haben Glück, finden ein tolles Lokal bei einer alten Mühle und lassen uns die landestypischen Köstlichkeiten schmecken: Feine Suppen als Vorspeisen, dann als Hauptspeise einmal das Nationalgericht »Svickova«, ein Lendenbraten vom Rind mit süßlicher Soße und böhmischen Knödeln und einmal gefüllte »Knedlik« auf Spinatbeet. Dazu dunkles Bier. Als Nachspeise gibt es Strudel. Unvergesslich!

»Krakow« (Krakau)

An einem Sonntag verlassen wir Tschechien und überqueren kurze Zeit später die Ländergrenze nach Polen. Der Diesel ist hier weit günstiger, wie wir erfreut feststellen. Hurra! Unser Ziel ist »Krakau« (polnisch Krakow). Die Stadt wird nicht umsonst verehrt und bewundert. Im zweiten Weltkrieg nicht zerstört, präsentiert Krakau heute allein im Stadtzentrum 140 Kirchen und etwa 5500 denkmalgeschützte Gebäude. Gleich nach der Ankunft entschließen wir uns zu einem kurzen Spaziergang. Wir starten beim außerordentlich schön gelegenen Stadtcampingplatz und ehe wir uns versehen, erreichen wir nach ein paar Kilometern die Innenstadt. Bereits der erste Eindruck ist umwerfend: jung, weltoffen,  gastfreundlich und voller Lebensfreude. Die späte Nachmittagssonne hüllt alles in ein sanftes, zauberhaftes Licht. Überall sitzen junge Leute am Ufer der »Wisla« (Weichsel) in Gruppen zusammen und genießen das frühlingshafte Flair. Es wird geplaudert, gepicknickt und gefeiert. Andere joggen, drehen eine Runde mit dem Rad oder gehen gemütlich spazieren. Wir genehmigen uns ein Bierchen in einer Strandbar und setzen uns auf Klappstühle mitten unter das jugendliche Getümmel. Oh wie schön! Nebenbei ist ein kleiner Rummelplatz mit Riesenrad, Karussell und einigen Fahrgeschäften. Am nächsten Morgen erreichen wir das Zentrum bequem mit dem Fahrrad. Wir besuchen den wichtigsten historischen Ort in Polen: »Wawel«, die Burg auf dem Hügel. Sitz, Krönungsort und Grablege der polnischen Könige. Wir drehen mehrere Runden durch das pittoreske, historische Stadtzentrum, lassen uns mittags die »Pierogi« (gefüllte Teigtaschen) in einem Biergarten schmecken und erhaschen sogar den Trompeter, der jede volle Stunde vom Turm der Marienkirche eine muntere Melodie erklingen lässt. Nicht weit von der Altstadt entfernt liegt das jüdische Viertel. Wir besuchen die alte »Remuh-Synagoge« und den ältesten jüdischen Friedhof Polens. Es bietet sich uns ein trauriger Anblick: verfallende Grabsteine zwischen Brennnesseln, verblichene hebräische Grabinschriften und scheinbar niemand, der sich um diese Ruhestätte kümmert. Wir begegnen einigen betenden Juden und werden freundlich mit »Shalom« begrüßt. Auf dem Gelände war früher das jüdische Ghetto und mehrere Gedenktafeln erinnern an das unermessliche Leid dieser Menschen unter dem grauenhaften Nazi-Regime. 65 000 Jüdinnen und Juden aus Krakau fanden von 1939-45 den gewaltsamen Tod. Es ist immer noch beklemmend. Ganz in der Nähe steht die ehemalige »Schindler Fabrik«, bekannt aus Steven Spielbergs Film »Schindlers Liste«. Leider hat das Museum gerade heute geschlossen. Am frühen Abend gehen wir nochmal auf die »Maiwiesn« vom Vorabend und treffen dort auf eine Gruppe orthodoxer, junger jüdischer Männer. Alle schön mit Schläfenlocken und standesgemäß gekleidet: Kippa oder Hut, weißes Hemd, schwarze Hose, langer Mantel. Sie liebäugeln mit einer Fahrt auf dem »Booster«, einem schwindelerregenden Fahrgeschäft, das sich dauernd überschlägt. Ob sie sich wohl trauen? Ein herrlicher Anblick!

Im schlesischen Irgendwo…

Nach dem Stadtbesuch mit tausend Eindrücken freuen wir uns auf ein ruhigeres Plätzchen. Das erreichen wir nach ca. zwei Fahrstunden von Krakau Richtung Breslau. Die Gegensätze könnten größer nicht sein. Eben noch in einer pulsierenden Metropole, so landen wir kurz darauf auf einem riesigen, abgeschiedenen Camping-Stellplatz, eingereiht von Waldstücken und Fischteichen. Es gibt mehrere Feuerstellen, einen Bolz- und Beachvolleyballplatz, überdachte Sitzbänke und Natur, soweit das Auge reicht. Der freundliche Besitzer, ein junger Familienvater, spricht gut Deutsch und heißt uns herzlich willkommen. Im Sommer, so erfahren wir, kommen täglich bis zu 500 Ausflügler wegen der angebotenen Kajak-Touren hierher. Wir sind aktuell die einzigen Gäste und haben das ganze Gelände für uns. Herrlich! Wir erkunden zu Fuß die umliegende Gegend und grillen abends am Lagerfeuer. Es gibt überall ausgeschilderte Radwege. Prima! Das wollen wir doch gleich mal testen. Wir starten also am nächsten Vormittag los und stellen schnell fest, dass die Beschilderung doch nicht so konsequent angebracht wurde. Wir fahren insgesamt über 40 Kilometer über Forstwege, doch alles in einem relativ kleinen Radius, in dem wir uns wieder und wieder verirren und vergeblich nach Schildern suchen. Nett war es trotzdem. Wir haben ja nichts Besseres vor und zwei Hirsche sehen wir auch.

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Kommentare: 1
  • #1

    Beate Dieplinger (Sonntag, 22 Mai 2022 18:23)

    Hallo ihr Zwei!
    Ich freue mich über eure neue Reiseetappe Richtung Norden !
    Gerne bin ich wieder dabei und sag Danke für euer Teilen der Reiseeindrücke!
    Gute Reise und liebe Grüße
    Beate