Portugal – ein kurzer Rückblick…
Knapp drei Wochen verbringen wir in Portugal und da ist es an der Zeit, einige noch nicht genannte Reiseeindrücke festzuhalten: Portugal ist ein sehr grünes Land und das liegt wohl am gemäßigt-maritimen Klima. Hier gibt es deutlich mehr Niederschläge als beispielsweise in Spanien und besonders im Norden des Landes ist es auch deutlich kühler. Nachdem hier eine andere Zeitzone ist (eine Stunde hinten), wird es Mitte März bereits um 19:00Uhr dunkel und abends auch ziemlich frisch. Wenn wir am Abend draußen vor dem VW-Bus sitzen, dann mit Lampe und dick eingemummt. Lange halten wir meist nicht durch und verschwinden dann gerne in unser beheiztes Gefährt. Insgesamt ist die Landschaft sehr abwechslungsreich und es gibt viel zu sehen. Traumhafte Strände, hohe Klippen und natürlich den atemberaubenden Atlantik. An den Küsten sehen wir immer wieder ganze Siedlungen, die für Touristen gebaut wurden. Zu dieser Jahreszeit steht allerdings fast alles leer. Dafür kann man die flachen Gegenden gut mit dem Fahrrad erkunden. Das Landesinnere ist sehr bergig und teilweise auch ein wenig abgeschieden. Schmale Straßen, sehr viele Serpentinen und oft weit und breit kein Geschäft oder eine Tankstelle. Wer die Ruhe sucht, der ist hier sehr gut aufgehoben. Man kann herrlich entspannen und auf den Hochebenen ausgedehnte Wanderungen unternehmen. Die Umgebung wirkt auf uns Alpenvorländler fast vertraut, abgesehen von vereinzelten Palmen und Orangenbäumen. Die Einheimischen sind ausgesprochen freundlich, wir fühlen uns sicher und insgesamt wirkt alles sehr entspannt. Mit der portugiesischen Sprache fremdeln wir ein wenig. Man kann die Wörter gut lesen, es wirkt so ähnlich wie Spanisch oder Italienisch, doch die Aussprache ist ganz speziell. Alles klingt ein wenig hart und erinnert eher an osteuropäische Sprachen. Beispiel: „Wie spät ist es? = Que horas sao? (sprich) käh orasch sau?“ Trotzdem kommen wir gut zurecht. Auf einem Wochenmarkt im absoluten Hinterland, kaufen wir ein paar typische Produkte: selbstgemachten Käse, Geräuchertes, Portwein, Wurstwaren, Gemüse usw. Hier spricht niemand Englisch, aber kein Problem - wir bekommen alles, was wir brauchen. Und noch etwas ganz Wichtiges - es gibt zwei dominante Biersorten: SUPERBOCK und SAGRES. Beide sind gut, aber wir bevorzugen das Letztere. Die Flaschenweine, die wir dort und da kaufen, schmecken übrigens alle ganz ausgezeichnet. Kein einziger Fehlgriff.
Wie ist das mit der Reiseplanung?
Wir sind nun seit zwei Monaten über Frankreich und rund um die iberische Halbinsel unterwegs. Dabei haben wir 4500km zurückgelegt und an 22 verschiedenen Orten Halt gemacht. Vielleicht wirkt es beim Lesen der Blogbeiträge so, als wäre diese Reise bis ins kleinste Detail von langer Hand geplant. Dem ist nicht so. Wir haben einfach überlegt, wo man im Winter mit dem VW-Bus bleiben kann und nicht allzu sehr friert. Nachdem wir im vergangenen Herbst bereits lange in Griechenland waren, hat sich Spanien, Portugal etc. einfach angeboten. Somit war die grobe Richtung klar. Einmal auf dem Weg, gilt es, immer vor Ort zu planen, wo es konkret für die nächsten Tage hingehen soll. Dabei helfen uns klassische Reiseführer, Landkarten und auch Camping-Apps. Allerdings gibt es noch eine ganze Reihe anderer Parameter, die wir berücksichtigen müssen, um gut zurecht zu kommen: Welche Zeitzone ist dort – wann wird es dunkel? Wie wird das Wetter – Sonne, Wind, Sturm, Regen…? Auf welcher Meereshöhe liegt der Ort – je höher, desto kälter? Gibt es W-LAN auf dem Campingplatz – reichen unsere mobilen Daten? Kann man dort Wäsche waschen? Wie sind die sanitären Einrichtungen vor Ort? Gibt es etwas zu besichtigen? Kann man wandern? Kann man Rad fahren? Gibt es ein Restaurant in der Nähe usw.? All das gilt es zu berücksichtigen und je länger wir unterwegs sind, desto routinierter werden wir. Ab und zu muss man auch Kompromisse machen, z. B. kein Internet, dafür ein sehr ruhiger Platz etc. Die Aufgaben sind bei uns gut verteilt. Claudia übernimmt die konkrete Reiseplanung mit allem was dazu gehört (Vorbereitung); Martin sorgt für die Dokumentation der Reise und die Archivierung der Fotos (Nachbereitung). Alle alltäglichen Dinge teilen wir uns auf. So einfach ist das…
»Salamanca«
Wir sehen auf dem Wetterradar, dass in Zentralportugal und auch im benachbarten Spanien eine Schlechtwetterfront heranschleicht. Temperaturen um die acht bis zehn Grad und viel Regen in der kommenden Woche. Das klingt nicht besonders motivierend – also was tun? Wir schauen uns verschiedene Reise- Alternativen an und entschließen uns dann für die spanische Stadt »Salamanca«. Dort soll es noch etwas wärmer sein und auch die Regenwahrscheinlichkeit ist deutlich geringer. Gerne wären wir noch ein paar Tage in Portugal geblieben, aber so ist das für uns auch in Ordnung. Wir überschreiten nach 100km kurvenreicher Fahrt wieder die Landesgrenze und erreichen die Hauptstadt der Provinz »Kastilien-Leon« nach weiteren zwei Stunden. »Salamanca« gehört zum UNESCO Weltkulturerbe und war auch schon einmal Kulturhauptstadt Europas. Die Universität, die bereits im 13. Jahrhundert gegründet wurde, ist die älteste bis heute bestehende Hochschule Spaniens. Die mehr als 40 000 Studierenden geben der Stadt ein lebhaftes Gepräge. Auf einem Hügel gelegen sieht man schon von Weitem die Türme der Universität und der Kathedrale aufragen. Vom Campingplatz aus gibt es einen gut ausgeschilderten Radweg über einen wunderbaren Stadtpark direkt in das Zentrum der Stadt. Dort verbringen wir den Tag ganz entspannt, trinken Kaffee, essen eine Kleinigkeit in einer Tapas Bar, schreiten über den zentralen Hauptplatz und sehen uns die prunkvollen Gebäude der Universität an. Es wird ein sehr schöner, ruhiger Aufenthalt und der Regen fällt auch erst in der Nacht.
»Comilla« an der Atlantikküste Nordspaniens
Das Wetter gibt wieder einmal den Ausschlag für das nächste Reiseziel. In der »Meseta«, der Hochebene in Zentralspanien, bleibt es kühl und regnerisch. An der Atlantikküste im Norden des Landes soll es allerdings wärmer und trockener sein. Wir überlegen nicht lange und fahren rund 370km (für uns eine ungewöhnlich lange Etappe) in die Nähe des Städtchens »Comilla«, etwa 40km westlich der Stadt »Santander«. Der nahegelegene Campingplatz liegt nur fünf Kilometer entfernt inmitten eines Wandergebietes. Das Örtchen zählt nur etwa 2000 Einwohner/innen, hat aber jede Menge zu bieten: es gibt eine päpstliche Universität, den Palast und das Panteón von »Sobrellano« aus dem 19. Jahrhundert, einen sehenswerten Friedhof mit Engelsstatue und das berühmte »El Capricho«, ein Sommerlandhaus für einen vermögenden Geschäftsmann, das vom Ausnahmearchitekten »Antoni Gaudi« entworfen und errichtet wurde. Noch eine liebenswürdige Randnotiz: Die Gemeinde war die erste Siedlung in Spanien mit elektrisch betriebener Straßenbeleuchtung. Wir radeln gemütlich hinüber in den Ort und sehen uns die erwähnten Bauwerke aus nächster Nähe an. Die Sonne scheint und es weht ein sanftes Lüftchen. Besonders das »Gaudi-Haus« hinterlässt einen bleibenden Eindruck. Dieser Mann, wir berichteten schon einmal über sein Schaffen bei der »Sagrada Familia« in Barcelona, war einzigartig und ein Meister seines Fachs. Das auffällig detailreiche Haus mit ihren vielen floralen Mustern und dem Minarett-ähnlichen Eingangsturm ist ein absoluter Hingucker. Die Räumlichkeiten sind so angeordnet und konzipiert, dass von morgens bis abends das Sonnenlicht genutzt werden kann. Stil und Formensprache sind einfach bezaubernd. Solche Visionäre braucht die Welt.
In den kommenden Tagen machen wir ausgedehnte Wanderungen. Ein Weg führt auf einen sanften Berg hinauf und die Umgebung erinnert uns unweigerlich an die Berge zu Hause. Blühende, saftig grüne Almwiesen, grasende Kühe, deren Glocken ihren Standort zwischen Sträuchern oder Felsen verraten und freilaufende Pferde direkt neben uns. Sogar eine Schlange unbekannter Spezies kreuzt unseren Weg. Am Horizont schneebedeckte Gipfel. Unten liegt allerdings nicht der Chiemsee sondern der Atlantik. Sehr erholsam! Wir radeln und wandern jeweils auch ein Stück auf dem berühmten Pilgerweg »Camino del Norte«. Einmal Richtung »Santiago des Compostela« und einmal in die Gegenrichtung. Vielleicht ein erster Vorgeschmack für eine spätere Reise - wer weiß?
»Limerick der Woche«
Am Jakobsweg entlang der Küste
fragt mich jemand ob ich wüsste
wo das nächste Gasthaus wär´
leider nicht – bedaure sehr
obwohl ich selbst schon dringend müsste
Kommentar schreiben
Beate Dieplinger (Sonntag, 03 April 2022 15:10)
Hallo ihr Zwei!
Ich genieße es, euch auf eurer Reise zu begleiten, indem ich eure Berichte lese und die beeindruckenden Bilder betrachte.
Danke fürs Teilen !
Ich wünsche euch eine gute und gesegnete Weiterreise !
Beate