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»Andalusien«

Bergwandern im Hinterland von »Granada«

Wir finden einen sehr schönen, ruhigen Campingplatz im bergigen Hinterland von Granada, ca. 20 Autominuten vom Stadtzentrum entfernt. Hier wollen wir ein paar Tage bleiben. Unsere »Nachbarn«, ein junges Pärchen aus München, haben bereits einen Tipp für uns. Es gibt einen sehr schönen Wanderweg in der Nähe. Zunächst fahren wir mit dem Fahrrad hinunter ins angrenzende Tal zum Stausee. Von dort führt der Weg noch einige Kilometer lang über eine ehemalige Bahntrasse und durch mehrere Tunnels. Irgendwann endet die Straße und wir parken unsere Räder. Von dort aus kann man wunderbar über einen ebenen Höhenweg kilometerweit in Richtung der schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada wandern und die herrliche Landschaft genießen. Die ganze Umgebung erinnert uns an Südtirol. Die Maronenbäume passen jedenfalls.

Die »Alhambra«

Die »Alhambra«, eine Stadtburg im maurischen Stil und ein Meisterwerk islamischer Baukunst ist die große Sehenswürdigkeit in Granada. Millionen von Touristen pilgern jährlich aus aller Welt hierher, um dieses Weltkulturerbe mit eigenen Augen zu sehen. Man sagt uns, zur Hochsaison solle man am besten zwei bis drei Wochen vorher schon ein Ticket erwerben. Mit einer kurzen Stichwortsuche auf Google bekommen wir gleich ein Dutzend Anbieter für online-Tickets präsentiert. Wir haben Glück: am nächsten Tag sind noch Tickets zu haben. Ohne lange zu überlegen, buchen wir gleich eine dreistündige Tour mit englischer Führung. Man weiß ja nie, ob man nochmal herkommt. Wir nehmen den Linienbus vom Campingplatz ins Stadtzentrum und wandern anschließend noch 40 Minuten zur imposanten Anlage auf den Stadtberg. Schnell wird uns klar: wir sind nicht allein. Überall wuseln Touristengruppen herum und wir schnappen Wortfetzen aus aller Herren Länder auf. Wo ist denn der aufgespannte, weiße Regenschirm? Dort soll unsere Tour nämlich beginnen. Ah, da drüben! Super! Anna, die junge spanische Reiseleiterin, ist sehr freundlich und fürsorglich. Sie schaut, dass die gemischte Gruppe mit Vertreter/innen aus England, Kanada, Holland, Kroatien, Syrien, Belgien, den USA und Deutschland in den nächsten drei Stunden auch zusammenbleibt. Kein leichtes Unterfangen. Wir besuchen den Sommerpalast »Generalife«, die bezaubernden Gärten, den Palast von Karl dem Fünften und die einzigartigen »Nasridenpaläste«. Unterwegs bekommen wir einen Crashkurs über die Geschichte der Burganlage vom Mittelalter bis heute. Wir erfahren Interessantes über die muslimischen Herrscherdynastien, die wechselnden Machverhältnisse, Intrigen und schmunzeln über die eine oder andere Anekdote rund um die Alhambra. Nach drei Stunden mit Ohrstöpseln und dem ständigen Navigieren durch die vielen Menschengruppen sind wir allerdings ziemlich erschöpft. Es ist schon eine gewisse Herausforderung, in Ruhe ein Foto zu machen, denn man steht sich irgendwie immer gegenseitig im Weg. Unser Fazit: die Alhambra ist nicht umsonst so ein Magnet für Besucher aus aller Welt, aber alles hat eben seinen Preis. Anna gibt uns noch eine sehr wertvolle Info mit auf den Weg: wer in Granada ein Getränk bestellt, bekommt kostenlos Tapas dazu serviert. Wir machen den Test und siehe da: es stimmt!

»Granada«

Einen zweiten Tag nutzen wir, um die Provinzhauptstadt Andalusiens, »Granada«, etwas genauer zu erkunden. Den Weg mit dem Linienbus kennen wir bereits und so erreichen wir am frühen Nachmittag ganz entspannt das Zentrum. Wir freuen uns auf ein Mittagessen in einem Restaurant. Das haben wir in mehr als zwei Wochen Spanienaufenthalt noch nicht geschafft. Wir frühstücken normalerweise spät und ausgiebig. Bis wir dann wieder Hunger haben, sind die Restaurants geschlossen. Abends öffnen die meisten Lokale nicht vor 20:30Uhr, deshalb wird meist selber gekocht. Doch heute klappt es. Wir finden schnell ein schönes Restaurant und nehmen das Gericht des Tages, ein dreigängiges Menü. Wunderbar! Anschließend spazieren wir in den ältesten Teil der Stadt, das ehemals maurische Viertel »Albaicin«. Wir hören Live-Musik. Über verwinkelte, steil ansteigende Gassen erreichen wir den Vorplatz der Kirche St. Nicolas. Dort herrscht reges Treiben. Alternative Künstler verkaufen ihren selbstgemachten Schmuck. Mehrere Straßenmusiker unterhalten die Leute und Tänzer/innen legen einen flotten Flamenco auf´s Parkett. Auf der gegenüberliegenden Seite des Tals sieht man die Alhambra in ihrer gesamten Pracht. Ein beliebtes Motiv für Selfies. Auf dem Weg zurück tauchen wir in eine ganz andere Welt ein. In den schmalen Gassen reiht sich eine Tee- oder Shisha Bar an die nächste. Überall orientalische Teppiche, Lederwaren, Düfte, Lampen, exotische Speisen. Es ähnelt einem großen, arabischen Bazar. Auf den Straßen sind auffallend viele junge Leute und alles ist sehr lebendig. Die mehr als 60 000 Studierenden prägen das Stadtbild – keine Frage!

»Kaum vergehen 30 Jahre…«

Ein zusätzliches Highlight unserer Reise steht auch noch an. In Granada lebt seit mehr als 30 Jahren eine Jugendfreundin von Claudia: Babette! Die beiden hatten ihre Teenagerjahre miteinander in Salzburg verbracht und die Familien sind befreundet. Babette ist der Liebe wegen bereits in jungen Jahren nach Spanien gezogen, hat eine Familie gegründet und lebt seitdem dort. Wir treffen uns mit ihr nach vorherigem WhatsApp Kontakt im Stadtzentrum und verbringen einen sehr schönen Abend miteinander. Nach mehr als 30 Jahren gibt es natürlich viel zu erzählen und zu berichten. Familie, Kinder, Beruf, gemeinsame Erinnerungen, Lebensträume usw. Am darauffolgenden Abend lernen wir auch ihren Ehemann Arturo kennen, lachen viel und verstehen uns trotz der sprachlichen Barriere blendend. Zum Abschluss bekommen wir noch eine Papiertüte voller Lebensmittel aus dem eigenen, spanischen Garten: Orangen, Marmelade, Quittengelee und frische Eier. Diese kurzen, aber intensiven Begegnungen hinterlassen bei uns beiden einen tiefen Eindruck und wirken noch nach.

»Córdoba«

Nach zwei Tagen Stadtbesichtigung genehmigen wir uns eine kleine Kulturauszeit auf einem Campingplatz auf dem Land. Alles sehr ruhig und entspannt. Das nächste Ziel ist die drittgrößte Stadt Andalusiens: »Cordoba«. Das heutige Stadtareal war bereits zur Römerzeit besiedelt und viele Bauten stammen aus der Zeit der maurischen Herrschaft. Zeitweilig war Cordoba sogar das Zentrum der Regierung auf der iberischen Halbinsel und eine der größten Städte der damaligen Welt. Wahrzeichen und UNESCO Weltkulturerbe ist die Mosche-Kathedrale »Mezquita-Catedral«. Ein einzigartiges Denkmal für eine tausendjährige Allianz zwischen Kunst und Glaube. Bereits im achten Jahrhundert wurde es als Moschee erbaut und dann mehrfach erweitert. Im 13. Jahrhundert wurde das Bauwerk zur christlichen Kathedrale geweiht. Einmal täglich wird hier seitdem ein Gottesdienst gefeiert. Als wir das Innere des Gotteshauses betreten, stehen wir in einem eindrucksvollen »Wald« aus Säulen, Bögen und Kuppeln mit einem besonderen Spiel von Licht und Schatten. Wir staunen und lassen alles auf uns wirken. Menschen verschiedener Kulturen und Religionen haben es über die Jahrhunderte geformt und ihre tiefe Spiritualität ist förmlich spürbar. Ein ganz besonderer Ort, den man nicht adäquat mit ein paar Sätzen beschreiben kann. Wenn möglich, unbedingt selber besuchen! Anschließend geht es profaner weiter. Wir schlendern über die römische Brücke und freuen uns über die vielen Straßenmusiker, die sich dort mit Gitarre, Akkordeon, Piano oder am Mikrofon voll reinhängen. Das mache ich (Martin) im Ruhestand auch: bairischer Liedermacher im sonnigen Cordoba. Jawoll! Anschließend geht es in das verwinkelte jüdische Viertel, vorbei an Kunsthandwerk- und Souvenirläden, Tapas-Bars und Restaurants. Es ist sonnig warm und die Stadt ist voller Leben. Was will man mehr…

»Sevilla«

Die letzte Station in Andalusien ist »Sevilla«, die Hauptstadt der Provinz. Unser Besuch fällt auf einen spanischen Feiertag (bei uns Rosenmontag) und gefühlt ist das ganze Land nach Sevilla zu einem Stadtbummel gekommen. Die Straßen, Plätze, Lokale und Sehenswürdigkeiten sind entsprechend gut gefüllt und es herrscht ein munteres Treiben. Wir starten unsere Erkundungstour am »Plaza de Espana«, der auch schon als Kulisse für STARWARS gedient hat. Auf den Kanälen rudern Pärchen und Familien mit kleinen Booten, Musiker und Flamencotänzerinnen unterhalten die Zuschauer und die ganz Kleinen freuen sich über eine Seifenblasenshow. Wir bestaunen auch die kunstvoll emaillierten Keramikfliesen auf dem ganzen Gelände. Wir finden ein kleines Lokal in einer Seitengasse, essen eine Kleinigkeit im Freien und genießen dazu ein »Cerveza«. Um uns herum pulsiert das spanische Leben und es wird lautstark gefeiert. Im Stadtzentrum umrunden wir die Kathedrale und werfen auch einen Blick hinein. Im Inneren der gigantischen Kirche befindet sich das Grab von »Christoph Kolumbus«. Vorbei an den Flaniermeilen erreichen wir den »Metropol Parasol« (Großstadtsonnenschirm). Es ist, so lesen wir, die größte Holzkonstruktion der Welt. Einzigartig! In der grünen Oase der Stadt, dem »Parque de Maria Luisa« lassen wir unseren Besuch bei einem Eis ausklingen.

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