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Von Barcelona nach Valencia

»Barcelona«

Barcelona, die Hauptstadt Kataloniens (Catalunya) ist mit 1,6 Millionen Einwohnern nach Madrid die zweitgrößte Stadt Spaniens und ein sehr beliebtes Reiseziel. Nachdem wir hier ohnehin auf unserer Route Richtung Süden vorbeikommen, machen wir hier gerne Halt. Wir finden einen Campingplatz direkt in der Nähe vom Flughafen, etwa eine Busstunde vom Zentrum der Stadt entfernt. Bis auf eine Handvoll Camper aus Holland, England und Deutschland ist der riesige Platz noch im Winterschlaf. Die allermeisten Bungalows und Wohnwägen sind noch verrammelt; alles wirkt ein wenig gespenstisch und verlassen. Wir haben es uns inzwischen zur Gewohnheit gemacht, mit dem Linienbus in die Zentren größerer Städte zu fahren. Das ist wesentlich entspannter als mit dem VW-Bus durch die meist überfüllten Innenstädte zu navigieren und entnervt nach einem geeigneten Parkplatz zu suchen. Sicherer ist es natürlich auch. Es ist ein prächtiger, sonniger Tag und wir erreichen mühelos unser Ziel. Wir schlendern gemütlich durch die Altstadt, erreichen den von tausenden Tauben besetzten »Placa de Catalunya« und flanieren über die »Rambla« zum alten Hafen. Auf dem Rückweg machen wir einen Abstecher bei den legendären »Mercat de la Boqueria« und kaufen uns Tapas, gefüllte Teigtaschen, als kleine Zwischenmahlzeit. Vor der Kathedrale herrscht eine frühlingshafte Stimmung mit Straßenmusik und jungen Leuten, die sich in der Sonne einen Drink genehmigen. Nach 20000 Schritten durch die Stadt gönnen wir uns eine Paella mit Meeresfrüchten in einem gemütlichen Restaurant im verwinkelten Gassenviertel.

Die Basilika »Sagrada Familia«

Unser Hauptziel in Barcelona ist die Basilika »Sagrada Familia«, das Werk des Ausnahmearchitekten »Antoni Gaudi« (1852-1926). Bereits 1882 wurde mit dem Bau begonnen und bis heute ist das Gotteshaus noch nicht fertiggestellt. Schon im Vorfeld lesen wir, man solle die Tickets bereits online erwerben, weil der Andrang dort so groß ist. Wir lassen es drauf ankommen und gehen einfach hin. Tatsächlich ist der Rummel überschaubar. Wir bekommen problemlos unsere Eintrittskarten und einen halbseitigen Hinweis, wie man sich die App mit dem Audioguide herunterlädt und dann mit mehreren Codes aktiviert. Wir passieren eine Sicherheitsschleuse wie am Flughafen und schon sind wir im Innenbereich. Die Technik funktioniert und die Reise durch die Basilika kann beginnen. Wir erfahren einiges über das Geburtsportal und werden aufgefordert, das Innere der Basilika zu betreten. Der Eindruck ist überwältigend und wir sind erst einmal sprachlos. Es ist ein Tempel des Lichts. Die Formensprache ist einzigartig und faszinierend. Die mächtigen Säulen aus verschiedenen Gesteinsarten im Inneren sind wie Bäume gestaltet, die ihre Äste nach oben verzweigen. Antoni Gaudi war ein tief spiritueller Mensch, den die Schönheit der Natur maßgeblich beim Bau der Kirche inspiriert hat. Von ihm stammt sinngemäß die Aussage: „wer etwas richtig gut machen möchte, braucht zuerst die Liebe, dann folgt erst die Technik!“ 43 Jahre hat er hingebungsvoll dem Entwurf und Bau gewidmet und die letzten Jahre seines Lebens sogar dort gelebt. Wir bewegen uns langsam von Station zu Station. Von der Geburtsfassade über den Innenraum mit den bunten Glasfenstern zu den Türen der Herrlichkeitsfassade. Wir betrachten die Skulpturen der Passionsfassade und werfen einen Blick in die Krypta. Alles ist voller Symbolik und man kann sich gar nicht sattsehen. Vielen Besuchern scheint es ähnlich zu ergehen wie uns. Sie betrachten staunend die vielen Details oder sitzen einfach in meditativer Stille auf den Kirchenbänken und lassen alles auf sich wirken. Ohne Worte!

Von Tempelrittern und Bettenburgen

Wir verlassen die katalonische Metropole und fahren an der Küste 200km weiter südlich. Nach den vielen Eindrücken in Barcelona freuen wir uns auf ein paar ruhigere Tage. Wir finden einen Campingplatz und wundern uns, dass fast alle Parzellen bereits belegt sind. Scheinbar überwintern hier viele Holländer, Franzosen und Deutsche. Möglicherweise liegt es auch daran, dass noch viele Campingplätze geschlossen haben und sich so alles ein wenig zusammendrängt. Egal. Bei einem kostenlosen Begrüßungsgetränk erfahren wir, dass man sehr gut mit dem Fahrrad in beide Richtungen an der Küste entlangfahren kann. Gesagt, getan. Am nächsten Tag radeln wir in den knapp zehn Kilometer entfernten Ort mit dem wohlklingenden Namen »Peniscola«. Schon von weitem kann man die mittelalterliche Burg auf einem imposanten Felshügel sehen – »Castillo de Peñiscola«. Die Anlage wurde bereits im 13. Jahrhundert vom Tempelorden auf den Ruinen einer maurischen Festung erbaut und ist heute eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten Spaniens.  Im 15. Jahrhundert verbrachte Gegenpapst Benedikt XIII, auch »Papa Luna« (Mondpapst) genannt, seine letzten Lebensjahre. Wir kaufen uns Tickets, laden die passende App herunter und verbringen einige Zeit in den alten Gemäuern, auf den Wehrtürmen, den sakralen Räumen und den umliegenden Gärten. Alles erinnert an eine düstere Zeit der Kirchengeschichte: die Kreuzzüge und das große abendländische Schisma mit Päpsten und Gegenpäpsten. Auf dem Weg zur Festung hin und wieder zurück bietet sich allerdings ein ganz anderes Bild: Bettenburgen und Hotelanlagen soweit das Auge reicht. Ein Gebäudekomplex hässlicher als der andere. Wir fragen uns, wer bitteschön freiwillig dort Urlaub machen möchte. Vielleicht sind wir einfach inzwischen mit unseren zahlreichen malerischen Reiseeindrücken schon zu verwöhnt.

»Valencia«

Der Tag beginnt vielversprechend. Die Sonne strahlt und es ist deutlich wärmer als die Tage zuvor. Tisch und Stühle sind morgens nicht mehr nass vom nächtlichen Tau. Nach einem kurzen Pläuschchen mit einem Rentnerehepaar aus Passau geht es los. Die Stadt »Valencia« liegt knapp 20km entfernt und ist sehr gut mit dem Fahrrad erreichbar. Der wunderbar ausgebaute Radweg führt uns vorbei an Reisfeldern und dann direkt durch ein Naturschutzgebiet, in dem sich die Städter sehr gerne in ihrer Freizeit aufhalten. Die Stadt verbindet Tradition und Moderne auf ganz ungezwungene Art. Schon von weitem sehen wir die »Stadt der Künste und der Wissenschaften«. Die futuristischen Gebäude sind sehr beeindruckend und wirken wie Megaskulpturen. Über ein langgestrecktes, trockengelegtes Flussbett mit wunderschönen Parks und Gärten, die grüne Lunge der Stadt, wollen wir in die historische Altstadt gelangen. Wir folgen unserem Gefühl, biegen ab und stellen dann nach einer Weile fest, dass wir in dem enormen Großstadtgetümmel völlig die Orientierung verloren haben. Es kostet einige Nerven und dauert eine Weile, bis wir uns mit den wertvollen verbliebenen mobilen Daten durchnavigiert haben, doch schließlich erreichen wir unser Ziel. Wir schlendern durch die Fußgängerzone mit ihren verwinkelten Gassen, vorbei an den vielen Tapas Bars und kleinen Läden. Überall spürt man ein sommerliches Flair. An den Blumenläden herrscht Hochbetrieb – es ist Valentinstag. In der kunstvoll gestalteten, zentralen Markthalle kaufen wir uns eine Kleinigkeit zu essen und genießen dazu ein Gläschen Rotwein in der Sonne. Den Rückweg finden wir ohne Probleme.

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Kommentare: 1
  • #1

    Kletzlfranz (Samstag, 19 Februar 2022 09:48)

    Hallo ihr beiden Weltenbummler,
    ich bin jedesmal begeistert, eure neuen Berichte zu lesen. Sammelt weiterhin Eindrücke und habt eine gute Zeit.
    Liebe Grüße aus der Heimat