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Frankreich: der Sonne hinterher

»Sabbato«

Könnt ihr euch noch an mich erinnern? Ich heiße »Sabatto« und bin ein kleiner Reiseelefant aus der Familie der Schleichtiere. Im ersten Reiseabschnitt bin ich immer wieder mal auf einem Foto zu sehen. Ich muss leider gestehen, dass die Ruhepause über Weihnachten und im Januar 2022 für mich nicht besonders schön war. Auf einem Foto mit dem Adventskranz bin ich noch zu sehen - dann Funkstille. Niemand hat mich mehr auf dem kleinen Beistelltischchen beachtet. Claudia war meistens sehr beschäftigt und hat so viel Zeit wie möglich mit Familie und Freunden verbracht. Neben dem alltäglichen Klein/Klein hat sie auch zwei sehr schöne Tage beim Skifahren verbracht und einige Wanderungen unternommen (allerdings ohne mich). Der Garten versprüht zu dieser Jahreszeit auch keinen besonderen Charme. Martin hat noch die Obstbäume geschnitten und einen Komposthaufen aus Europaletten gebaut. Die meiste Zeit hat er sich allerdings zu einem CD-Projekt in den Keller verzogen und dort mit Musikern und Musikerinnen eigene Lieder eingespielt. Er war wie im Tunnel und kaum ansprechbar. Draußen war es oft kalt und grau und die täglichen Nachrichten hatten auch wenig Erfreuliches zu bieten. Jetzt wird es höchste Zeit, dass Sie wieder losziehen. Kurz hatte ich schon befürchtet, dass sie mich diesmal zu Hause zurücklassen – aber dann die freudige Nachricht: ich bin wieder mit dabei!

Also dann herzlich willkommen auf der Reise Teil II…

Über Freiburg nach »Paray le monial«

Am ersten Tag fahren wir wieder vollbepackt nach Freiburg im Breisgau und verbringen die Nacht in einer Pension, die ein wenig an die »Villa Kunterbunt« erinnert. Abends machen wir einen Spaziergang in die Stadt, besuchen das Freiburger Münster und finden eine urige Studentenkneipe mit dem schönen Namen »Schlappen«. Am nächsten Morgen brechen wir auf Richtung Frankreich. Wir vergleichen noch die Benzinpreise diesseits und jenseits der Grenze und tanken dann in Deutschland noch voll. Von der Landschaft bekommen wir kaum etwas mit. Alles ist in dichten Nebel gehüllt und mit einer eisigen Schicht überzogen. Es ähnelt einer riesigen Gefriertruhe.

Unser nächstes Ziel heißt »Paray le monial«; ein bekannter katholischer Wallfahrtsort, der ein wenig mit Taizé vergleichbar ist. Vor mehr als 30 Jahren waren wir bereits einmal dort und haben mit einer Jugendgruppe an einem katholischen Sommercamp teilgenommen. Es gibt ein paar Fotos aus dieser Zeit und wir sind einfach neugierig, was aus dem Ort geworden ist. Vielleicht liegt es an dem unfreundlichen Wetter, der kalten Jahreszeit oder auch an der Dunkelheit, aber nichts erinnert mehr an den quirligen, lebendigen Ort aus unserer Jugend. Wir statten der Kathedrale einen Besuch ab und wundern uns ein wenig, dass nichts mehr so ist, wie wir es in Erinnerung haben. Die belegten Baguettes und das Gläschen Rotwein schmecken trotzdem gut.

Von »Colombiers« am »Canal du Midi« nach »Beziers«

Nach dem frostigen Aufenthalt in »Paray le monial« überqueren wir das Zentralmassiv und erreichen einen ganzjährig geöffneten Campingplatz in »Colombiers« in Südfrankreich. An diesem Tag erhöht sich die Temperatur um insgesamt 20 Grad. Wir starten bei minus drei Grad und erreichen abends sonnige 17 Grad. Perfekt! Es ist die erste Nacht im VWBus im Jahr 2022. Zum Glück haben wir uns eine Heizdecke zugelegt, so dass wir es wohlig warm im Auto haben. Morgens bläst allerdings ein sehr strammer, kalter Wind und bei vier Grad ist sogar das Kaffeekochen eine gewisse Herausforderung. Unser Stellplatz liegt direkt am »Canal du midi«.

Dieser bereits im 17. Jahrhundert angelegte, 240 km lange, künstliche Kanal verbindet die Stadt »Toulouse« mit dem Mittelmeer bei »Séte« und eignet sich hervorragend zum Radfahren. Wir radeln also bis zum Meer und machen noch einen Abstecher in der Stadt »Beziers«, wo wir Kaffee trinken und eine Kleinigkeit essen. Beim Hinweg haben wir Rückenwind und gleiten fast schwebend durch die herrliche Landschaft. Der Rückweg ist allerdings weniger einladend. Der stramme Wind zehrt uns ziemlich aus und es wird richtig kalt. Wir brauchen unser wärmstes Zeug: Handschuhe, Haube, Stirnband, Schal usw. Zum Glück wartet ja bereits die Heizdecke und ein warmer Tee mit Rum.

»Cruzy«

Nach zwei Campingtagen im VWBus fahren wir weiter nach »Cruzy« und besuchen dort unsere Freunde Angelika und Gilles. Wir kennen uns seit unserer Jugend und waren dort bereits zweimal zu Besuch, als unsere Kinder noch klein waren. Wir werden sehr herzlich empfangen und es gibt beiderseits viel zu berichten. In den kommenden Tagen erkunden wir die Gegend rum um das Dorf. Wir besuchen den Wochenmarkt in »Saint Chinian« und erstehen erstmals frische Austern, die wir anlässlich Claudias Geburtstag feierlich verzehren. Ein Genuss der besonderen Art, der erst ein wenig Überwindung kostet. Unsere Freunde nehmen uns zu einem Jugendgottesdienst in »Beziers« mit, der einmal monatlich stattfindet. Angelika und Alan übernehmen dort die musikalische Gestaltung mit Gesang, Gitarre und Geige. Trotz der fremden Sprache können wir der Liturgie in der vollbesetzten Kirche gut folgen und auch ein wenig mitsingen. Der Inhalt der Predigt bleibt uns allerdings verschlossen. Abends feiern wir noch ein wenig in einer nahegelegenen Pizzeria.

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Kommentare: 1
  • #1

    Karin (Dienstag, 01 Februar 2022 18:27)

    Freut mich dass es wieder los geht. ��Eure Berichte bringen Abwechslung in die graue kalte Zeit. Danke! � Passt gut auf euch auf und genießt die Auszeit.� LG Karin