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Peloponnes - »die letzte Etappe«

Das alte »Messini (Μεσσήνη)«

Wir verlassen die südwestliche Peleponnes und fahren gemächlich wieder Richtung Norden. Einen wettertechnisch durchwachsenen Tag nutzen wir, um die antike Ausgrabungsstätte in »Messini«, früher einmal Hauptstadt der ganzen Region, zu besuchen. Während man in »Delphi« oder »Korinth« argwöhnisch vom Personal beobachtet und auch schnell zurechtgewiesen wird, ja nichts Mitgebrachtes zu essen, nichts aufzuheben oder zu berühren, sich auch nicht hinzusetzen, ist das Konzept hier komplett anders angelegt. Alles ist begehbar und zum Anfassen. Wir fahren sogar durch ein sehr gut erhaltenes antikes Stadttor mit dem Auto und staunen über die gigantischen Überreste aus vorchristlicher und römischer Zeit. Auf der imposanten Stadtmauer verzehren wir ganz entspannt unsere mitgebrachten Brote. Das stört hier niemanden. Im Gegenteil: das riesige Gelände, das erst in den letzten Jahren intensiv erforscht und seitdem stetig rekonstruiert wird, lädt zu einer ausgedehnten Wanderung ein. Wir lassen die steinernen Überreste aus der Antike auf uns wirken. Es sind für uns weit mehr als die vielzitierten »alten Steine«. Auch dieser Ort strahlt, ähnlich wie die Anlage in Delphi, für uns eine große Kraft aus. Nur zu gerne wären wir vor gut 2000 Jahren einmal dabei gewesen, um in der pulsierenden Stadt einen Ringkampf im Sportstadion mitzuverfolgen, eine Theateraufführung im Amphitheater zu sehen, den Wellnessbereich mit Pools, heißen Bädern und Sauna zu besuchen oder die Tempelanlagen zu bestaunen. Auch die damaligen Erbauer oder Bewohner mit ihrer Weltsicht hätten wir gerne kennen gelernt.

»Das Heiligtum von Olympia«

Es ist spätsommerlich warm und der Himmel tiefblau. Es weht eine leichte Brise und die Vegetation zeigt erste Verfärbungen. Wir erreichen den Campingplatz »Alphios«, wunderschön auf einem Hügel gelegen, mit Blick auf das 1300 Seelen Dorf »Olympia«, das heute fast ausschließlich vom Tourismus lebt. Wir sind tatsächlich zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise die einzigen Gäste. Wir schwimmen im Pool und schlendern abends durch das kleine Örtchen. Am 28. Oktober ist in Griechenland Feiertag, der sogenannte »Ochi-Tag« (ochi = NEIN). Es wird daran erinnert, dass die Griechen 1940 ein Ultimatum von Benito Mussolini vor dem griechisch-italienischen Krieg ablehnten. Überall hängen griechische Flaggen. Wir haben Glück, denn an diesem Tag ist der Eintritt zu den Ausgrabungsstätten frei. Von unserem Stellplatz aus kann man noch nichts vom berühmten Olympiagelände erkennen. Wir blicken lediglich in eine Tiefebene mit viel Vegetation. Erst als wir nach einer halbstündigen Wanderung vor dem Eingang stehen, zeigt das Heiligtum von Olympia sein Gesicht. Wir bewegen uns gemächlich durch eine große Parkanlage mit hohem Baumbewuchs und bestaunen die Überreste des ZEUS-Tempels, Bäder, Philippäion, Gymnasion, Palästra usw. Besonders beeindruckend ist natürlich das Stadion, das einst Platz für 45 000 Männer bot. Bereits im Jahr 776 v. Chr. fanden dort die ersten Olympischen Spiele statt. Frauen war der Besuch der olympischen Spiele der Antike bei Todesstrafe verboten. Auch der Ort neben dem HERA-Tempel, wo heute noch alle vier Jahre das olympische Feuer entzündet wird, ist ein beliebtes Motiv für Selfies. Im Olympia-Museum bewundern wir eine außergewöhnliche Sammlung antiker Waffen, Alltags- und Kultgegenstände, Schmuck und beeindruckende Skulpturen aus verschiedenen Epochen.

Nachdem für US-Amerikaner Olympia auf ihrer »Europe in 10 Days-Tour« ganz oben steht, treffen wir diese dort auch in großer Zahl an. Auch die Griechen nutzen den Feiertag, um die Sehenswürdigkeit kostenlos besichtigen zu können. Wir genießen es trotzdem und laufen sogar eine moderate Stadionrunde.

»Patras«

Einen durchwachsenen Tag nutzen wir für einen Stadtbesuch in »Patras«, die wichtigste Hafenstadt auf der Halbinsel Peloponnes und mit über 200 000 Einwohnern zugleich die drittgrößte Stadt in Griechenland. Viele Camper nutzen den Fährhafen, um nach Italien zu gelangen. Beim Schlendern durch die Stadt spürt man das studentische Flair. Die Leute sitzen ganz entspannt in den Cafés und Bars oder machen eine Shoppingtour. Ähnlich wie in Thessaloniki liegt der Zauber der Stadt weniger in der Architektur, als vielmehr im vitalen Leben in den Gassen, Märkten und kleinen Läden. Wenn Du etwas suchst - hier findest du es bestimmt! Wir besuchen auch die Kirche des »Heiligen Andreas« mit den Reliquien des Apostels, die in einem Marmorgrab aufbewahrt und verehrt werden.

Mit der Zahnradbahn nach »Kalavryta«

Die berühmte Zahnradbahn von »Diakofto« nach »Kalavryta« wurde bereits im Jahr 1896 erbaut und war damals ein Meisterwerk der Ingenieurskunst. Die Spurweite beträgt nur 75 cm. Sie führt von der Küste des Golfs von Korinth durch die Schlucht des Flusses »Vouraikos« mit seinen großen und kleinen Wasserfällen und legt insgesamt ca. 1200 Höhenmeter auf ca. 25km zurück. Wir erreichen den Zielort nach einer 70-minütigen Fahrt. Nach einem kurzen Kaffeestopp entscheiden wir uns, die Schlucht wieder hinunter zu wandern und dann an einem anderen Bahnhof wieder einzusteigen, um den Ausgangsort zu erreichen. Es ist hilfreich, sich die Abfahrtszeiten der Bahn zu notieren, denn der Weg führt tatsächlich meist an der Bahntrasse entlang. So weiß man ungefähr, wann wieder ein Zug kommt und kann Engstellen oder Tunnels vermeiden und entsprechend ausweichen. Wir genießen die herbstliche Landschaft und die beeindruckende Streckenführung durch die Klamm. Schlussendlich legen wir 26km zu Fuß zurück und es ist bereits dunkel, als wir das Auto erreichen. Der Plan mit dem unteren Bahnhof hat nicht so funktioniert. Wir sind ziemlich erschöpft und freuen uns über die griechischen Köstlichkeiten in einer gemütlichen Taverne.

»Still got the Blues«

Von Zeit zu Zeit findet sich ein schönes Plätzchen, um ein bisschen Musik zu machen. Meist spiele ich einfach so mit meiner Gitarre drauflos, am liebsten Blues. Auch die eine oder andere Idee für ein neues Lied hat sich auch schon ergeben. Irgendwann spiel ich es vielleicht mal vor...

Und wenn mir etwas wirklich fehlt, dann das gemeinsame Singen und Musizieren. Ich freue mich jetzt schon, wenn wir wieder gemeisam loslegen können! Wer hätte denn Lust?

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Kommentare: 2
  • #1

    Benno Biehler, benno.biehler@freenet.de (Freitag, 05 November 2021 11:12)

    Liebe Claudia, lieber Martin, von Toni Tanner, der öfters bei mir übernachtet, wenn er hier in der Gegend Aufführungen hat, habe ich Eure Anschrift und von Eurem Sabbatjahr gehört. Mit Interesse und Freude habe ich Euren Bericht gelesen. Ich freue mich für Euch, dass Ihr dieses Unternehmen gewagt habt. Ich wünsche Euch noch viele interessante Erlebnisse - aber vor allem freue ich mich, wenn Ihr wieder daheim seid, dass wir es endlich umsetzen und wir uns treffen! Seid herzlich gegrüßt und umarmt
    Euer Benno.

  • #2

    Kletzlfranz (Sonntag, 07 November 2021)

    Hallo Nachbarn,
    es ist jeder Reisebericht von euch eine Freude für mich. Habt weiterhin eine gute und schöne Zeit.
    Liebe Grüße aus Kay